Paradontose / Paradontitis

Meiner Oma wurden mit Mitte vierzig alle Zähne gezogen.
Paradontose ist in meiner kompletten Mutter- Linie ein Problem. Jahrenlang haben mich Zahnärzte gewarnt, zur Prophylaxe ging ich selten bis gar nicht, mir erschien sie damals unangenehm, teuer, nicht wirkungsvoll. Dazu später mehr.

Mit Mitte dreissig, wollte meine damalige Zahnärztin eine Curettage beantragen, diese wurde von der AOK abgelehnt (Begründung : lohnt nicht mehr!) Ich muss gestehen, ich bin zwar aus der AOK ausgetreten, hab mich dann aber weiter nicht darum gekümmert.

Das ist das tückische an Pardontose, sie macht ja erstmal weiter keine großartigen Beschwerden, bis auf seltene Entzündungen, die ich immer mit Salzlösung selbst behandelt habe. (eine gewisse Zahnarztphopie kann man mir nicht absprechen. Aber das ist eine andere Geschichte) Übrigens hatte ich bis heute kein einziges (Karies) Loch im Zahn.

2010, ich bin 45 Jahre alt, geht das Zahnfleisch nicht mehr schleichend zurück, sondern so, daß man es förmlich beobachten kann. Im August bekomme ich heftiges Zahnweh, ein neuer Zahnarzt zieht mir den Nerv, verschließt provisorisch und rät dringend zu einer offenen Curettage. Als letzte Chance und wegen der ganzen Gesundheitsbelastungen, die eine Paradontose mit sich bringt.

Spätsommer 2010: Ich bekomme heftige Schwindelanfälle beim Aufstehen und Hinlegen und da kein Arzt was finden kann, vermute ich einen Zusammenhang mit meinen Zähnen und stimme der Curettage zu. Wird beantragt und genemigt (!).

Herbst 2010: wärend eines Aufenthaltes in Malaysien bekomme ich mal wieder eine Entzünung am Zahn, Antibiotika holt man sich dort einfach aus der Apotheke, hilft aber nur bedingt.

Oktober 2010: OP Termin
Ich bekomme ein Merkblatt in dem steht, ich dürfe mich 2 Tage nach der OP nicht bücken.
Ich habe schreckliche Angst vor der OP, Zahnfleisch aufschneiden hört sich gruselig an. In Wirklichkeit war das vergleichsweise harmlos. Die Curettage hat sehr lange gedauert und war trotz Betäubung schmerzhaft. Es wurde "nur" die linke, obere und untere Hälfte gemacht. Ich habe keine Ahnung, wie ich es danach noch mit dem Auto nach Hause geschafft habe.
Um es kurz zu machen: die mitgegebenen Schmerzmittel reichten nicht aus und ich lag zwei Wochen komplett flach.
Ich möchte hier wirklich niemand Angst machen, ich bin aber der Meinung, man sollte besser auf die Folgen so einer OP vorbereitet werden. Ausserdem vermute ich, daß mein Knochen schon dermaßen befallen war, das die OP heftiger verlief als normal, wahrscheinlich kam sie einfach viel zu spät. Von anderen Leuten habe ich gehört, daß es bei ihnen nicht so extrem war.
Die Schnitte im Zahnfleich verheilen vergleichsweise schnell, die Zähne sind nach der OP aber noch viel extremer freigelegt. Der Zahn, der sich in Malaysien entzündet hatte hing durch das Entfernen des befallenen Knochenmaterials nur noch an einem Fädchen und musste nachher gezogen werden. Im Kieferknochen hatte ich noch ca ein 3/4 Jahr lang Schmerzen oder wenigstens ein sehr ungutes Gefühl.
Als ich mich bei meinem Zahnarzt darüber beklagte, meinte er nur " Das ist alles Mist, die Zähne müssen raus"
Das war das letzte mal, das ich bei ihm war.

Seit dem pilgere ich von einem Zahnarzt zum nächsten und bekomme überall das Gleiche zu hören. Ich soll die andere Hälfte der Zähne auch noch machen lassen. Ich weigere mich aber, was allgemein offensichtlich als Beleidigung aufgefasst wird. Zwei Zahnärzte weigerten sich bisher schon mich weiter zu behandeln, wenn ich die OP nicht mache. Ich weiß aber beim besten Willen nicht, wie ich mich freiwillig noch mal hinlegen soll, abgesehen vom zweilhaften Erfolg. Etliche der Zahnärzte bei denen ich inzwischen war sind übrigens sehr schnell damit ihr Musterköfferchen mit Zahnersatz zu öffnen.
Insgesamt ist der Zustand ohne Zahnarzt (der mit mir klar kommt und ich mit ihm) dazustehen für mich zur Zeit die größte Bedrohung.

Sommer 2011: Zufällig höre ich im Radio "Aus Wissenschaft und Technik" einen Bericht darüber, daß die landläufige Behauptung von Paraodontose gehe ein Herz- Kreislauferkrankungsrisiko aus, auf einen Statistikfehler beruht! Bessere Nachrichten gab es für mich lange nicht!

Ich lasse einen Bakterien Test machen, mit dem Ergebnis, ich habe aus den "Roten Komplex" :
Treponema denticola
Porphyromonas gingivalis
Tannerella forsythia

und aus dem "Orangenen Komplex":
Fusobacterium nucleatum spp.
Camylobacter rectus/showae
Peptostreptococcus micros

Das Institut schlägt ua. eine Spülung vor, aus:
5T. Lemongras
10T.Palmerosa
10T. Neroli
Da habe ich mir einiges von auf Vorrat bestellt, gebe sie einfach in ein Fläschchen mit Wasser, schüttle heftig und nehme dann eine ganz kleine Menge zum spülen. Ist auf alle Fälle angenehm.

Im Fernsehen sah ich einen Bericht über Phagen, die Idee die Bakterien gezielt mit Viren zu bekämpfen erscheint mir sehr interessant. Es ist aber relativ schwer darüber Informationen zu bekommen, geschweige denn mit dem Institut in Tiflis in Kontakt zu kommen. Ich arbeite daran.

Nachdem alle Zahnärzte bisher OP oder komplett alle Zähne ziehen als zwingend ansehen, habe ich mich zum Selbstversuch entschieden, schon 2011 wurde mir noch max. ein Jahr prophezeit, was habe ich schon zu verlieren? (ausser meinen Zähnen, ha, ha, ha)

Nachfolgend möchte ich über ein Paar Sachen berichten, die mir sehr gut helfen, meinen zugegeben schlechten Zustand einigermaßen stabil zu halten. Es muss auch ausdrücklich gesagt werden, daß man damit die Paradontose nicht heilen kann, aber die Entzündungen reduzieren sich deutlich:

* Wasserstoffperoxid 3% - Den Tip bekam ich von einem "Bio-Hacker" auf der Suche nach Infos zum Thema Phagen. Was soll ich sagen?! Es hilft sehr!! Ich nehme jeden Abend einen winzigen Schluck in den Mund und spüle so lange, bis nichts mehr aufschäumt. Nicht nachspülen. Anfangs ist das etwas ungewohnt. Neulich hatte ich eine heftige Entzündung und habe mir erstmals mit einer Sprize und einer stumpf gemachten Nadel eine kleine Menge (!) (angewärmt) unter das Zahnfleisch gedrückt, mit ganz erstaunlichem Erfolg - ich hätte geschworen, der Zahn muss raus. Er ist noch drin. 3% Wasserstoffperoxid in der 3/4 Literflasche in der Apotheke holen, kostet fast nichts!

* Oben beschriebene Spülung aus ätherischen Ölen. Die Zusammensetzung richtet sich nach den Baktereien die man hat, Test kostet ca. 30€, wenn ich mich recht erinnere. Hilft nicht revolutionär, aber dauerhaft schon. Angenehm, ich benutze es morgens nach dem Zähneputzen, nicht nachspülen.

* Kamistad Gel. Gibts in der Apotheke, hilft gegen akute Entzünungen und betäubt auch. Beruhigend auf Reisen dabei zu haben.

* Eine gute Zahnbürste. Ich benutze die Sonicare, teuer, Ultraschall?, na ich weiß nicht, scheint mir aber wirklich gut und haltbar. Ersatzbürsten sind zu teuer, dazu später mehr.

* Kaugummi kauen. Mag ich eigentlich nicht besonders hilft aber. Entweder reinigt es oder es massiert, oder beides. Sorte egal, hauptsache es schmeckt.

* Dr. Bronners Magic Soap. Wieder ein Tip von den "Bio-Hackern" einer Studie zufolge sollen gute Ergebnisse erzielt worden sein bei der Beutzung von Seife aus Kokos Öl. Musste ich probieren, seit Herbst 2012 putze ich mir damit die Zähne, schmeckt grauenhaft, aber ein Tropfen reicht und man gewöhnt sich (langsam) daran. Ich bin mir inzwischen sicher: HILFT!

*Auf Fleisch verzichten. Fällt mir zum Glück recht leicht. Angeblich gibt es einen Zusammenhang zwischen Darmbakterien und Parodontose, da bräuchte ich mehr Infos! Viel eindeutiger das Problem: Fleischreste zwischen oder gar unter den Zähnen, das gibt oft üblen Schlamassel

* Bullrich Salz soll den Säurehaushalt regulieren. Es gibt wohl auch da einen Zusammenhang zu Darmbakterien. Weiß ich nicht genau, ob's was bringt - ich nehme es gelegentlich wenn ich einen sehr sauren Geschmack im Mund habe. Ähnliches gilt für das "Öl ziehen"

* Interdentalbürsten bringen wirklich was, mit Zahnseide komme ich nicht klar. Experimentieren, welche Größen wo passen.

* Propylaxe. Last but not least!! Ich hatte dazu bisher ein gespaltenes Gefühl und habe es oft als totale Quälerei empfunden und der komplette Kiefer war danach manchmal tagelang gereizt. Und dafür soll man noch Geld hinlegen? Ich habe inzwischen meine Meinung geändert, denn ich habe inzwischen bewiesen bekommen, das Prophylaxe überhaupt keine große Quälerei sein muss! Also evtl. einfach mal woanders hin gehen!!!

Tut mir leid, das der Text nun doch so lange geworden ist, ich habe eigentlich versucht, mich so kurz wie möglich zu fassen. Vielleicht hilft es dem Einen oder Anderen ja. Ich werde weiter berichten. Für Fragen und Anregungen bin ich immer offen:

Dez. 2013 ; längst fälliger Nachtrag:
Es kam jemand in meine Werkstatt mit einem völlig zertöhrten Klapprad. Ich nams sportlich und hatte den Ehrgeiz es zu reparieren. Es stellte sicher herraus, der Besitzer war Zahnarzt. So kamen wir ins Gespräch über hoffnungslose FälleÉ..
Um es kurz zu machen, er überzeugte mich zu einer Kürettage, aber "geschlossen" mit Ultraschall. D.h. wirklich bereit war ich erst, als sich meine linke (bisher nicht behandelte) Seite extrem und rasend schnell verschlechterte. Jetzt gab es wirklich kein Zurück mehr.
Was soll ich sagen!? Welch ein Unterschied, die Behndlung ist unangenehm, aber zu dem was ich vorher erlebt habe ein Kinderspiel, noch besser es folgt ein Tag Schmerzen und am nächsten Tag schon so ziemlich alles vergessen!!!
Inzwischen ist links unten auch gemacht und meinen Zähnen geht es wirklich verhältnismäßig gut im Moment, wirklich toll.

Im Moment putze ich in dem ich einen kleinen Schluck wasserstoffperoxid in den Mund nehme und einen Tropfen Magic Soap. Nachspühlen wie oben beschrieben. Große Interdentalbürsten. Das macht sich gut. Wenn ich bedenke, wieviele Zahnärzte behauptet hatten, ich hätte jetzt schon keine Zähne mehr, dafür stehe ich noch ganz gut da. http://www.inselzahnarzt-berlin-mitte.de/index_framed.html