Der Pobeda Top Chop


Die ersten Top Chops (top= Oberteil, Dach; chop= abschneiden) entstanden in den 50er Jahren in den USA.

In der Hot Rod Szene fing man an die Dächer „tieferzulegen“ aus zwei Gründen:

  1. waren die Hod Rods ursprünglich Rennfahrzeuge. Genommen wurden alte Schrottkisten, wie das Ford A Modell u.ä. Das Dach wurde abgeschnitten um sie aerodynamischer zu machen.

  2. sahen die Autos damit auch viel besser aus. Die Autokonstruktöre gingen damals immer einen Kompromiss ein, der eher zugunsten der „Hutfreiheit“ im Auto ausfiel. In alten Werbekatalogen kann man aber oft sehen, wie geschummelt wurde: die Autos sind oft flacher gezeichnet als sie waren.

Wie radikal man choppen will, ist natürlich Geschmackssache. Mein Pobeda sollte möglichst flach werden, um ihn etwas bösartiger aussehen zu lassen und trotzdem noch eine brauchbare Sicht ermöglichen.

Vorab eine Warnung: choppen ist nicht einfach! Es setzt einiges an Erfahrung mit Blech vorraus, ich empfehle ein Schutzgasschweisgerät und Autogen am Start zu haben.

Und es macht verdammt viel Arbeit! Jemand der einem ab und zu hilft ist auch wichtig, und gute Nerven- ich habe im Internet ein paar Bilder von Warszawas gesehen, die anschließend in den Schrott gewandert sind......

Das Fließheck des M20 macht die Sache nicht gerade einfacher. Ich habe eine ganze Weile überlegt, wie ich es mit möglichst wenig Schnitten hinbekomme.

So ging es:


Bild 1 zeigt die Messlinien und die notwendigen Schnitte




Bild2 die Bleche, die eingesetzt werden müssen


Generell:

Wenn das Dach tiefer kommt, muß es größer werden, die Positionen der Säulen stimmen nicht mehr. Um zu vermeiden, daß man das Dach in 6 Teile zerschneiden muß (wenn man das Auto als 4 Türer erhalten will), habe ich mir obigen Schnittplan ausgedacht.

Ich werde weiter keine Maße angeben, um zu vermeiden, daß sich jemand blind darauf verlässt, es bleibt einem nicht erspart, immer wieder zu messen, zu kontroliern und zu probieren.

Ich hatte mich für 70mm tieferlegen entschieden, was wie gesagt optisch schon recht radikal ist.

Dafür habe ich erstmal die 70mm parallel auf dem Auto angerissen (blau), so wird aber nicht überall geschnitten, sondern daß sind nur Maßlinien. (zum Verständnis des Folgenden am besten das Bild1 mal ausdrucken und mit der Schere zerschneiden- ich habe es auch so gemacht)

Wenn die 70mm auf die A Säule treffen und rechtwinklich geschnitten werden, ergeben sich 88mm, die aus der Frontscheibe rausfallen!

Und nun kommt das schwer zu Verstehende: an der B Säule ist es schon etwas weniger, an der C Säule deutlich weniger und hinten am Heck nur noch ein paar Zentimeter.

Doch soweit sind wir noch garnicht- erstmal das Dach komplett abschneiden, entlang der unteren Linie und zwischen Heckfenster und Kofferaumklappe. (Es empfielt sich , alle Schnitte rechtwinklich zu machen, daß macht nachher das Anpassen viel einfacher. Dazu nimmt man Klebeband , um sich die Schnitte um die Holme herum zu markieren- vorallem gleich an der A Säule beide Schnitte markieren)

Abgeschniten ist relativ schnell und das ist spätestens der Moment, wo die Nachbarn glauben, das man nicht mehr alles Tassen im Schrank hat.....

Das Dach abnehmen und man hat ein prima Cabriolet :-) (ich mag Cabrios nicht, aber der Pobeda sieht so höchst beeindruckend aus!)

Jetzt das Dach in zwei Hälften scheiden, zwischen B und C Säule , die B Säulen heraustrennen wie gezeigt, den hinteren Teil kann man erstmal beiseite legen, genauso wie die Fensterrahmen.

Der vordere Teil des Daches ist jetzt erstaunlich labbrig geworden.

Jetzt die A Säule kürzen, wie markiert, wenn man es jetzt aufs Auto hält, sieht man, daß das Dach nicht mehr breit genug ist (ich hatte eigentlich gehofft, den folgenden Schritt zu umgehen...)

Deshalb muß die vordere Hälfte auch nochmal geteilt werden, um einen Streifen einzusetzen, der ist garnicht besonders breit. (Stattdesen hätte man alle Säulen gleich schief ziehen können und nacher die Fensterheber umbauen- auch nicht einfach....)


Da ich das Mittelteil für die Windschutzscheibe nicht zerstören wollte, habe ich es nochmal extra rausgeschnitten, vielleicht etwas zu aufwendig...

Die Hälften habe ich auf dem Schweißtisch wieder zusammengesetzt, mit einer dicken Metallplatte als Unterlage. Selbst mit Schutzgas sollte man erst nur heften, dann immer nur wenige Zentimeter schweißen und die Naht mit dem Hammer strecken. (ja, sie schrumpft)

Zwei höhenverstellbare Rohre helfen das Dach in Position zu halten und es kann angepunktet werden.

Jetzt werden die B Säulen angepasst und geheftet.



Den hinteren Teil wollte ich nicht auch noch zerschneiden, vorallem sollte ja das Heckfenster erhalten bleiben, deshalb hier eine andere Methode:

Wieviel man hier kürzen muß, kann man nur durch Versuch herausbekommen, man muß sich vorsichtig annähern, bis man die Dachlinie wieder findet. Dazu habe ich aber nur die tatsächliche C Säule gekürzt , das ganze Blech dahinter bleibt stehen. Seltsamer Weise, musste ich auf der einen Seite etwas anders kürzen um auf gleiche Fensterhöhe zu kommen (?)

Das Dach ist jetzt unterhalb des Heckfensters etwas zu breit, daß kann man erstmal ignorieren, die Überlappung dort und hinter den C Säulen habe ich stehen gelassen und später auch so verschweißt.

In der Mitte ist das Teil aber zu schmal, deshalb die zwei Einschnitte bis hinter die C Säulen und auch so lässt es sich nur mit Gewalt (Spanngurte u.ä.) in Position ziehen.

Dann die fehlenden Stücke links und rechts der B Säule anfertigen und einschweißen:



Spätestens jetzt wird man ein Autogenschweißgerät zu schätzen wissen, die einzelnen Elemente der Holme habe ich auch einzeln eingeschweißt, da wäre man mit Schutzgas nie hingekommen.



Jetzt müssen theoretisch nur noch die zwei Hälften miteinander verbunden werden, gerade da bin ich aber in Schwierigkeiten geraten- möglicherweise war ich zu eilig und habe mächtige Beulen bekommen.

Und jetzt zeigte sich die absolute Unersetzbarkeit eines Schweißbrenners:

Ich habe mir einem Flachstahl in der Form des Daches zurechtgebogen, als Lineal, sonst verliert man den Überblick- zu kurze Stellen streckt man von unten mit vorsichtigen Hammerschlägen und zu lange durch erwärmen mit dem Brenner und plötzliches abkühlen (nasser Lappen). So immer übers Dach „wegbügeln“- die armen Nachbarn........

Links und rechts des Heckfenster kommen noch Schnitte, dort ist etwas zu viel Blech.

Die Überlappungen verschweißen.

Mit den Fensterrahmen ging es überraschend einfach:

Erstmal etwa in der Mitte zerschneiden, dann maßnehmen und in der Höhe kürzen- diese Abschnitte kann man dann nehmen um sie länger zu machen!!

Natürlich hat man den Ehrgeiz wenig zu spachteln- aber ganz ohne geht es nicht ab....

Der momentane Stand der Dinge- leider noch viel zu „hochbeinig“
Der Hintern bleibt so hübsch wie beim Original :-)

Das Pobeda Projekt